Paul Garrin
Paul Garrin wurde 1957 in Philadelphia, USA geboren.
1977 Studium an der Pensylvania Academy of Fine Arts.
1978 bis 1982 Studium an der Cooper Union School of Arts (B.F.A.).
Lebt in New York. Mitarbeiter von Nam June Paik.
Neben eigenen Arbeiten Realisation verschiedener Videoinstallationen für Nam June Paik und Shigeko Kubota.


siehe Ausstellung: Art That Barks - Art That Bites
Yuppie Ghetto (With Watchdog), Interaktive Videoinstallation:


In dieser interaktiven Installation projiziert Garrin die Szene einer Yuppie-Party aus seinem Video Free Society auf eine von Gittern und Stacheldraht gesicherte Wand - zwischen Bild und Gitter ein Monitor mit einem Wachhund. Eine Videokamera überwacht den Raum und signalisiert dem Hund potentielle Störer der Party.

"(...) Der Zuschauer wird bei Garrin obligatorisch und unfreiwillig mit einbezogen. Mit militanten Graffities an den Wänden und überzeugend echtem Straßenmüll in dem ansonsten leeren Raum auf unserer Seite des Stacheldrahtzaunes versetzt Garrin den Zuschauer in die Position des Obdachlosen. Er verwandelt die Galerie in eine feindselige, leere Straße.

Hinter dem beeindruckenden Zaun hält das Videobild eines furchterregenden, grimmigen Hundes Wache. Das ausgeklügelte interaktive Videosystem (...) wird von jeder den Raum durchquerenden Person aktiviert und bringt den Hund zum Knurren, Bellen und Kläffen. Wenn man zu nahe kommt, wird er wild und zeigt gefletschte Zähne in Großaufnahme. Die unzweideutige Botschaft: Draußenbleiben.

'Die Kamera sieht Sie und teilt dem Computer mit, wo Sie sind und wie sehr Sie sich im Raum bewegen, und der Computer wählt das entsprechende Band aus', sagt der Künstler, so daß die Sache ganz simpel erscheint: Das Benehmen des Hundes ist abhängig vom Standort und den Aktionen der menschlichen Körper im Raum.

Was die Graffiti-Slogans angeht - 'Centrification is Genocide', 'Eat the Rich, Feed the Poor', 'Fuck the Police', 'Drop Dead Dinkins' etc. - so sind diese so authentisch wie jene in den Straßen des East Village. Garrin, der Video-Senkrechtstarter, der das berühmte Band von den Unruhen am Tompkins Square gedreht hat, hat seine Freunde eingeladen - 'eine Gruppe von Hausbesetzern und Anarchisten' -, mitzumachen: Sie sprühten die Graffities an die Galeriewände. 'Wir gaben Ihnen ein Forum, um ihre Ansichten auszudrücken', so Garrin, 'denn die ganze Sache handelte vom Schutz des Privateigentums und von der Trennung von Reich und Arm durch Grenzen und durch Gewalt.' (...)"

aus: Kim Levin, Art That Barks, Art That Bites (Kunst, die bellt, Kunst die beißt),in: The Village Voice, New York, 20.02.1990