Partikelprojektion
12.1. - 5.2.1995
Handrad,
kinetisches Objekt
Ali Eichelbach
Projektionsinstallationen und kinematografische Skulpturen zum 100. Geburtstag des Films

Mit Unterstützung des Film und Medienbüros Niedersachsen, des Landes Niedersachsen, des Kulturamts der Stadt Hannover und der Niedersächsischen Lottostiftung

Zwei Stichworte begleiten dieses Ausstellungsprojekt : 100 Jahre Film, ein Ereignis, das den damaligen Neuen Medien das Laufen beibrachte, und Expanded Cinema, ein Begriff, der gleichermaßen Programm für alle Filmkunstprojekte außerhalb der traditionellen Film-Seh-Gewohnheiten war.

Seit den ersten Filmentwicklungen und Präsentationen von den Brüdern Lumières gab es Versuche, mit Film in seiner ursprünglichen Materialität und mit den dazugehörigen Projektionsmaschinen zu experimentieren. So entwickelten sich verschiedene künstlerische Ansätze, die dann in den Bereichen der Performance, der Installation und der Material- bzw. Emulsionserforschung ihre Umsetzung fanden.

Einheitlicher Grundgedanke dieser Produkte/Produktionen war und ist das Herausstellen der Scheinrealität von Film und vergleichbaren Medien, die Auseinandersetzung mit wahrnehmungspsychologischen Phänomenen sowie die direkte Einbeziehung des Betrachters. Das ehemals Neue Medium vom Ende des letzten Jahrhunderts wird in der Gegenwart mit seinen Filmmaschinen zusehends zu einem musealen Restbestand degradiert. Diesen Umstand nutzen unverdrossene Filmemacher und Filmkünstler für vielschichtige Experimente.

Für die Künstler und Künstlerinnen der Partikelprojektion sind diese Bildmaschinen, die jetzt auf dem Schrottplatz landen, künstlerisches Material. Bei der Gestaltung geht es ihnen darum, in die technischen Prozesse eingreifen zu können. Funktionen, die von Ingenieuren für einen ganz bestimmten Zweck entwickelt wurden, müssen je nach Bedarf umgestaltet werden können.

Beim Film ist der gesamte technische Ablauf, von der Aufnahme in der Kamera, der Entwicklung im Labor, bis hin zur Projektion überschaubar. An jeder Stelle ist es möglich einzugreifen, Dinge aus ihrem Zusammenhang zu lösen und in einen neuen zu stellen. So verliert die Technik ihre Funktion als bloßes Hilfsinstrument und wird selbst künstlerischer Zeichenträger. Der Objektcharakter der Apparate, ihr Bezug zum projizierten Bild und zum Raum bilden eine Einheit und machen die Partikelprojektion zu einem virtuellen Gesamterlebnis.

Partikelprojektion ist ein Ausstellungsprojekt von neun Filmschaffenden: Thomas Bartels, Tony Dickmann, Ali Eichelbach, Lutz Garmsen, Gerd Gockell, Martin Hansen, Ursula Helfer, Hans-Joachim Hofmann und Jürgen Reble. Als Gäste: Deborah Phillips und Jörn Zehe.

Partikelprojektion versteht sich als work in progress, bei dem die Arbeiten nicht nur den Räumen angepaßt werden, sondern zu jeder weiteren Ausstellung neue Filmstreifen, Objekte und Inszenierungen hinzukommen. Zu jeder Ausstellung werden weitere Künstler als Gäste eingeladen.

Zur Ausstellungseröffnung spielt die Pianistin DarlÈn Bakke das Stück Makrokosmos I von George Crumb für präparierten Flügel. Wir danken Forresters Klavierwerkstatt Hannover für die Leihgabe des Instrumentes.

Als Abschluß der Ausstellung findet eine Performance statt, bei der Filmmaterial im Beisein des Publikums belichtet, entwickelt und sofort projiziert wird.